Die junge Identitätskrise


Gedanken • von Sven Reifschneider • 13. März 2016 • 1 Kommentar
#leben #zukunft

Wer bin ich? Wer möchte ich sein? Wohin soll und wird mein Weg führen? Wo sehe ich mich in 1, 5, 10 Jahren? So viele Fragen, welche momentan durch meinen Kopf gehen. Dies geht vielen gleichaltrigen ähnlich. Die persönliche Krise, wenn das Studium Richtung Ende geht, wenn es darum geht, ein eigenes Leben auf die Beine zu stellen. Was in der Populärpsychologie liebevoll Quarter Life Crisis genannt wird, plagt viele früher oder später. Manche schon Anfang zwanzig, andere erst in der Mitte oder gegen Ende dieses Lebensjahrzehnts.

Wir wollen uns Optionen offen halten. Nicht zu sehr festlegen. Denn wer weiß, was die Zukunft bringt? War das Studium die richtige Wahl? War dies richtig? War jenes richtig? Was ist überhaupt richtig oder falsch? Ganz schnell kann man sich in unzähligen Fragen verlieren. Doch die Antworten bleiben aus.

Dies ist ein Appell an mich. Ein Appell an gleichaltrige. Menschen, welche liebevoll "twentysomethings" genannt werden und nicht wissen, was Sie mit dem Leben anfangen sollen.

Antworten finden

Wir müssen Antworten finden. Oder doch nicht? Ich weiß es nicht. Ich selbst stelle mir in letzter Zeit immer wieder die unterschiedlichsten Fragen. Habe ich einen richtigen Weg gewählt? Wer möchte ich sein? Wie möchte ich Aussehen? Was möchte ich erreichen? Ein guter Freund von mir geht noch weiter und fragt, wieso wir überhaupt im Leben etwas erreichen müssen. Wieso wir überhaupt etwas lernen und machen sollten. Aber so weit mag ich nicht gehen.

Viele dieser doch sehr philosophischen Fragen sind regelrechtes Gift für Individuen wie mich, die gerne alles zerdenken. Es sind Fragen, auf die wir so einfach keine Antworten finden können. Beziehungsweise können wir diese Antworten nicht so einfach finden, niederschreiben und das wars. Wir müssen uns auf eine Suche begeben. Auf die Suche nach Antworten.

Ich predige immer wieder "Einfach machen". Dies ist auch hierbei meiner Meinung nach der richtige Weg. Ein grobes Konzept und auf gehts - ausprobieren. Hinfallen, aufstehen, weiter machen. Wenn man sich dabei von Zeit zu Zeit selbst reflektiert, kann nichts schief gehen. Merkt man, dass der Weg der falsche ist, einen nicht erfüllt, oder in einer anderen Art oder Weise für einen unpassend ist, so schlägt man einen anderen ein.

Wir trauen uns zu wenig

Angst bestimmt direkt oder indirekt unser Leben. Ich werde nächsten Monat 21 und erlebe schon jetzt in meinem Bekanntenkreis Leute, die sich darüber beschweren, dies oder jenes nie gemacht zu haben.

Und genau das ist das Problem. Wir müssen aufhören, Ausreden zu finden. Aufhören, das Leben eines anderen leben zu wollen oder uns selbst etwas vorzumachen. Wir haben nur dieses eine Leben. Und dieses sollte auch gelebt werden.

Was ist das schlimmste, was passieren kann? In den meisten Fällen sehr wenig. Ich möchte die Welt sehen. Also nehme ich mir die Zeit und reise. Ich möchte einen Job, der mir Spaß macht. Also gehe ich meine Interessen durch und suche mir was. Und was ist, wenn mir die bereiste Stadt nicht gefällt? Was ist, wenn mir der Job nicht gefällt, den ich mir herausgesucht habe? Dann ist das so. Dann reist man in eine andere Stadt oder sucht sich einen anderen Job.

Vielleicht sind wir auch einfach überfordert mit Möglichkeiten. Es gibt keine traditionellen Wege mehr. Beziehungsweise endet dieser mit Abschluss einer Ausbildung oder mit Abschluss des Studiums. Dann wartet die große und weite Berufswelt. Da fühlt man sich unter Umständen schnell verloren.

Ich kann das nicht!

Ich selbst höre mich das immer wieder im Inneren sagen. Ich selbst höre das immer wieder von anderen. Ich kann das nicht. Das geht so nicht. Aber wieso? Weil wir uns selbst im Weg stehen. Wir haben Träume. Doch davor wird eine Mauer aus Ausreden und vorgeschobenen Gründen aufgebaut, sodass die Träume nicht mehr ersichtlich sind.

Ich sage mir immer wieder, dass ich aufwachen muss. Wir müssen aufwachen. Wir müssen uns einiges klar machen.

Wir stehen irgendwo im Leben. Wo genau, das kann ich nicht genau sagen. Als "twentysomething" kann ich dies auch nur schwer beurteilen. Aber wir stehen hier, weil wir dies so entschieden haben. Das Jammern ist zum Volkssport geworden. Der Job gefällt nicht. Die Freundin passt nicht zu einem. Die Wohnung ist zu klein. Die Wohnung ist zu groß. Wo anders ist das Gras immer grüner.

Hierbei ist es wichtig, dass wir uns ins Gedächtnis rufen, dass all dies aus unseren Entscheidungen besteht. Wir haben sehr viele Freiheiten im Leben. Niemand zwingt uns zu diesem Job. Niemand zwingt uns, in dieser Wohnung zu leben. Niemand zwingt uns, in einer Beziehung zu leben. Natürlich gibt es viele Abhängigkeiten im Leben. Aber wir sind noch jung. Wir haben noch nicht so viele Verpflichtungen.

Und es ist auch nicht all zu schwer, herauszufinden, was man wirklich mit seinem Leben anfangen möchte.

Die Adoleszenz nachholen

Wir durchleben die Kindheit, anschließend die Pubertät. Doch nicht alles läuft perfekt. Ich habe in letzter Zeit meine eigene Adoleszenz restrospektiv betrachtet und dabei einiges bemerkt.

Es gibt einige Punkte, welche ich in meiner persönlichen Entwicklung vermisse. Einige Sachen, welche ich nie gemacht habe. Einige Denkweisen, welche hätten anders sein können.

Nun bin ich aber noch jung und habe Möglichkeiten. Ich möchte und werde ein paar Punkte der persönlichen Entwicklung und Entfaltung manuell nachholen. Meiner persönlichen Adoleszenz einen kleinen Schubs in die richtige Richtung geben. Weil ich der Meinung bin, dass dies der richtige Weg ist.

Oliver Emberton hat eine sehr interessante und informative Antwort auf How can I figure out what I really want to do with my life after college? geschrieben. Er schreibt: "Time to grow up and give yourself a better childhood". Und dem stimme ich voll und ganz zu. Auch die weiteren Antworten in diesem Quora Thread sind wirklich gut und haben mir einen guten Fortschritt bei der Antwortfindung bereitet.

Das Nacheifern des Übermenschs

Wir möchten dem gesellschaftlichen Ideal entsprechen. Oliver Stolle bringt es in seinem Artikel War’s das schon? im Neon Magazin auf den Punkt. Das Idealbild des dreißigjährigen. Er hat viel erlebt, viel gelebt, alles im Griff, einen interessanten Job, viel Zeit für Freunde, eine gutaussehende Frau / einen gutaussehenden Mann und selbstverständlich ein Kind. Doch wie es Stolle schreibt, es ist und bleibt ein Idealbild. Ein Übermensch, den man nicht erreichen kann. Der Vergleich fällt stets negativ aus.

Wir sollten vielleicht weniger einem Übermensch nacheifern sondern uns eher auf uns selbst besinnen und unser eigenes Leben kreieren. In der heutigen Gesellschaft ist es bis auf ganz wenige Ausnahmen nicht möglich, diese Mischung so zu realisieren.

Viele haben früher oder später ein gesetztes Leben. Festen Lebenspartner, eigene Wohnung. Man rutscht in die Mittelmäßigkeit der Gesellschaft ab. Arbeitet unter der Woche, ist abends müde und hat höchstens am Wochenende Zeit für Freunde, wobei da der Lebenspartner stets im Vordergrund steht, welcher ja auch mal Zeit mit einem verbringen möchte.

Es geht aber auch anders. Denn auch wenn viele Fragen noch offen sind, für mich selbst habe ich schon jetzt entschieden, dass ich so einen Lebensstil niemals pflegen möchte.

Der rote Faden

Eine gute Freundin von mir hat vor ein paar Jahren etwas sehr weises zu mir gesagt:

Du bist der rote Faden in deinem Leben. Stell dir dein Leben als Zeitstrahl, als roten Faden vor. Die einzige Person, welche konstant von Anfang bis Ende dort ist, bist du. Nicht mal deine Eltern, deine Freunde werden dich von Anfang bis Ende begleiten.

Alle Personen, mit denen wir interagieren, sind nur ein Abschnitt in unserem Leben. Dieser kann durchaus sehr groß sein, aber dem muss nicht so sein. Wichtig ist, was wir machen. Was wir wollen. Auch wenn dies ein wenig egozentrisch wirkt.

Ein Fazit

Ich weiß nicht, ob man zu all meinen Fragen überhaupt ein Fazit bilden kann. Ich befinde mich, so wie viele, in einer Identitätskrise. Ich frage mich selbst sehr viel. Überlege, was ich mit meinem Leben anfangen möchte. Doch ist dies womöglich umsomehr ein langer Prozess, welchen man durchleben muss. Und diesen kann und sollte man begünstigen und vorantreiben. Das Leben ist zu kurz um ausschließlich im Konjunktiv zu leben. Denn es zählt nur das, was wir auch wirklich machen.

Durch all die Fragen mache ich es mir womöglich komplizierter, als es wirklich ist. Ich muss mich nur trauen. Mich verändern. Mich vorantreiben. Neue Möglichkeiten nutzen. Nicht prokrastinieren. Ich bin jung. Wir sind jung. Lasst uns das Leben leben!


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Sven Reifschneider
Über den Autor

Sven Reifschneider

Herzliche Grüße! Ich bin Sven, ein technikaffiner Unternehmer und engagierter Fotograf, angesiedelt in der malerischen Wetterau, in der Nähe Frankfurts. Dieser Blog dient als Schnittpunkt meiner vielfältigen Interessen, eine Plattform, auf der ich mein Fachwissen und meine intellektuelle Neugier in fesselnde Erzählungen kanalisiere.

In meinem Berufsleben steuere ich die Neoground GmbH und biete nicht nur KI-Beratung, sondern ein ganzes Spektrum digitaler Lösungen an — von der Webentwicklung bis zur Schaffung eigener Software-Produkte. Mit einem Hintergrund, der reich an technischer Kompetenz ist, betrachte ich mich nicht nur als IT-Spezialist, sondern auch als Befürworter von gemeinschaftlicher Innovation und systemischem Wandel.

Jenseits der Technikwelt ist meine Kamera seit Jahren mein künstlerischer Verbündeter und hält alles fest, von intimen Momenten bis zu großen Feierlichkeiten. Dieser Blog vereint diese beiden Bereiche — wo technisches Know-how auf künstlerische Intuition trifft, mit dem Ziel ganzheitlicher Exzellenz. Ich lade dich ein, eine Vielzahl von Themen zu erkunden, die nicht nur meinen eigenen Bestrebungen nach transformativem Wandel entsprechen, sondern auch Erkenntnisse aus einer breiten Erfahrungspalette bieten.


Ein Kommentar

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11. Februar 2018, 19:30 Uhr
C.M.

Dieser Artikel ist wirklich gut geschrieben und hat mich sehr motiviert! Ich befinde mich momentan in der Situation, dass ich Angst habe, einen falschen Weg eingeschlagen zu haben oder etwas zu verpassen. Dabei bin ich Anfang 20! Theoretisch steht mir die ganze Welt offen, aber praktisch fühlt es sich nicht so an.
Ich denke, dass ich mir den Artikel in Zukunft noch oft durchlesen und hoffentlich meinen Weg finden werde.
Danke fürs Veröffentlichen!